Wir unterscheiden in der typographischen Gestaltung zwei grundverschiedene Satzweisen: Die Symmetrie oder Mittelachsengruppierung und die Asymmetrie oder seitliche Gruppierung.
Bei symmetrischem Satz, dem zentralisierten Satzsystem also, werden alle Satzelemente auf Mitte geschlossen. Die Gesamtwirkung wird von der Papiermitte aus erwogen und beurteilt. Die Papierräder werden links und rechts gleich verteilt. Die Höhenstellung ist in der Regel optisch vorzunehmen, d.h. die unteren Papierränder sind stets etwas größer als die oberen, damit die Satzarbeit beim Betrachten nicht als zu tief stehend empfunden wird.
Der symmetrische Satz wird also die klassische Satzweise angesehen. Immerhin ist zu bemerken, dass auch in den ältesten Werken der Buchdruckerkunst Spuren der asymmetrischen Anordnung zu finden sind, dies nämlich bei Registersätzen, Kalendersätzen und überhaupt bei allen im Reihensatz hergestellten Gedichtssätzen. – Die Zeilen beginnen auf linker Satzkante und laufen nach rechts frei aus, je nach ihrer natürlichen Länge. Der asymmetrische Satz ist eigentlich die natürlichere Satzweise, weil die Zeilen mit Normalraum ausgeschlossen und nicht verringert oder erweitert werden müssen. Die innere Geschlossenheit des Satzes ist vollkommen gewahrt, während bei symmetrischem Blocksatz die innere Geschlossenheit mehr oder weniger aufgegeben wird (durch das Verringern oder Erweitern), um mit allen Zeilen auf eine einheitliche Satzbreite zu kommen – es wird also die innere Geschlossenheit der äußeren Blockform wegen aufgegeben. Beim asymmetrischen Satz ist dies aber umgekehrt.
Im Akzidenzsatz wird die asymmetrische Satzweise deshalb bevorzugt, weil sie spannungsreicher ist und bedeutend mehr Flächenaufteilungs- und -belebungsmöglichkeiten bietet. Aber es darf gesagt werden, dass in der Asymmetrie größere Schwierigkeiten liegen.
Die Beurteilung der asymmetrischen Flächenaufteilung darf nie von der Mitte aus geschehen, denn es handelt sich hier um ein dezentralisiertes Satzsystem, bei welchem Horizontal- und Vertikalspannungen zugleich aufeinanderwirken und diese sinnvoll wie auch gefühlsmäßig befriedigen müssen.
Bei asymmetrischer Satzweise zeigen sich stets unterschiedliche Papierränder. Die Betonung der Flächenmitte ist zu vermeiden, da diesem Prinzip zuwiderlaufend.
Trotzdem findet auch die asymmetrisch gestaltete Arbeit einen Ausgleich auf der Fläche, damit sie Halt bekommt und das Auge befriedigt. Durch Bildung von Gruppen oder Einzelzeilen oder durch geschickte Platzierung von Signeten oder Vignetten wirs stets eine Gegenwirkung erstrebt, die zu schönen Zwei- Dreiklängen führt. Der Wohlklang des harmonischen Zusammenwirkens aller angewendeten Elemente erfordert viel Feinempfinden seitens des Gestalters.
Da besonders bei der asymetrischen Satzweise alle Räume proportioniert sind, also auch proportionell aufeinanderwirken, so kann man bei einer gutgestalteten Arbeit vom Papierformat nichts mehr abschneiden, ohne dass nicht auf die Arbeit an Wirkung einbüßt. Wenn man dies trotzdem könnte, so ist dies ein Beweis, dass die betreffende Arbeit nicht gut gestaltet war. Man sollte eigentlich bei jeder Arbeit, die man asymmetrisch löst, zuletzt diese kleine Übung (durch Abdecken mit einem schwarzen Papierstreifen) machen, um sicher zu sein, dass man in jeder Beziehung reif arbeitete.
Es ist noch eine Grundforderung beim Gestalten von asymmetrischen Sätzen zu beachten, nämlich, dass neben der Bildung von Horizontalen (Waagerechten) der Bildung von Vertikalen (Senkrechten) die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Die Waagerechte ist das tragende Element. Unter Bildung beider Formen bei der Textzergliederung kann die Arbeit den nötigen Schwung im Aufbau erhalten. Es ist nützlich, die umstehenden Zeilenrhythmisierungen daraufhin zu betrachten.
Man beachte bei der asymetrischen Anordnung die optische Höhenstellung und die schönen Zeilenfälle. Die seitlichen Räume sind gleich, der untere Raum größer als der obere, damit die Karte optisch angenehm wirkt.
Bei der asymmetrischen Anordnung beachte man die gesteigerten Räume über, neben und unter der einzeiligen Lösung. Die dreizeilige Lösung zeigt eine Gruppe, welche mit iherer linken Satzkante die Fläche etwa 5:8 aufteilt.
Während bei den symmetrischen Karten sich alles auf die Mittelachse richtet, beobachten wir bei den asymetrischen Karten die bedeutend abweichend abwechslungsreicheren Möglichkeiten der Flächenaufteilung und der Gliederung der Satzgruppen. Alle Papierränder und alle Flächenteilungen liegen außerhalb der Gleich- und Mittelbetonung.